Die letzten zwei Absätze der mail

Im Übrigen sind wir der Auffassung, daß die Auseinandersetzung um die Ehrung von Kurt Thomas inzwischen über den mit diesem Namen verbundenen Einzelfall hinausgehend exemplarische Bedeutung erlangt hatund auch nur in einem größeren Zusammenhang zu verstehen ist. Zu fragen ist einerseits historisch nach dem politischen Psychogramm eines profitierenden Opportunisten des NS-Regimes, als dessen Beispiel sich Kurt Thomas uns in der Tat darstellt, zum andern aber auch nach dem kulturellen und politischen Selbstverständnis derer heute, die, wie Herr Rocholl, trotz der in Bezug auf das Musische Gymnasium und seinen Leiter bekannten Fakten meinen, Kurt Thomas öffentlich ehren zu dürfen. Die Diskussion der Stadtverordnetenversammlung am 17. Juni lieferte hierfür ebenso dankbares Material, wie die vorausgegangene und nun fortgesetzte Debatte.

Beide Fragen planen wir in einer Veranstaltungsreihe des kommenden Frühjars öffentlich zu diskutieren. Zum einen wird die von Judith Freise und Joachim Martini recherchierte und öfffentlich vielfach gelobte Ausstellung "Musik als Form geistigen Widerstands - Jüdische Musikerinnen und Musiker 1933 bis 1945 - das Beispiel Frankfurt" im Februar / März 2005 erneut gezeigt werden. Die bereits in dieser Ausstellung enthaltene knappe Charakterisierung des Musischen Gymnasiums wird durch neue Dokumente und eine Darstellung der derzeit laufenden Diskussion um die Frage einer öffentlichen Ehrung für Kurt Thomas erweitert werden.
Hierzu werden vie Veranstaltungen kommen, in denen dem politischen und gesellschaftlichen, musikalischen, philosophischen, literarischen und psychologischen Zusammenhang sowohl der Haltung des profitierenden Opportinisten wie auch seiner heutigen Apologeten und Liebhaber nachgegangen wird. Dazu planen wir die Aufführung musikalischer Werke von während der NS-Zeit verfolgten jüdischen Komponisten. Nähere Einzelheiten werden wir so bald wie möglich bekannt geben.

Wolfgang Leuschner
Joachim C. Martini
Hans Christoph Stoodt